Auf einen Besuch in Moers (NRW)

Dr. Daiele Ganser, Moers, Nordrhein-Westfalen

20. SEPTEMBER 2025
MOERS, NORDRHEIN-WESTFALEN

Im Rahmen unserer Friedensstände zu den drei Vorträgen des Historikers und Friedensforschers Dr. Daniele Ganser haben wir vor den jeweiligen Abendvorträgen noch in den Innenstädten in Moers und Münster (Nordrhein-Westfalen) sowie in Koblenz (Rheinland-Pfalz) mit dem tollen orangenen Banner gestanden – im sogenannten „tiefsten Westen“. Ja, hier waren wir bisher kaum bekannt.

Und Moers scheint erste Erfahrungen zu bestätigen:
Im „Westen“ ticken die Menchen anders als im Osten. Aber ist dem so und wenn ja, warum?

Das Wetter war gut, der Standort nicht sehr gut, aber dennoch mehr als ausreichend gut.

Und?
Grundsätzlich funktioniert es in Deutschland überall gleich. Die Menschen, die in Sorge um eine friedliche und lebenswerte Zukunft der Kinder und Enkelkinder sind, kommen zu uns an den Tisch, atmen auf (endlich ist in der deutschen Öffentlichkeit auch das Thema FRIEDEN zu sehen, der Frieden bekommt ein menschliches Gesicht), UNTERSCHREIBEN, bedanken sich und wünschen uns allen viel Erfolg.
Und echt ein Highlight: das Interesse JUNGER Menschen, von denen auch einige für den Frieden gestimmt haben.

Dennoch schienen gerade hier in Moers doch viele Menschen gefühlt teilnahmslos, desinteressiert, unwissend oder in einer Art trügerischer Sicherheit/Apathie an uns vorbeizulaufen. Aber WARUM?

These:
Die Väter, Mütter und Großeltern im Westen tragen letztlich seit ungefähr 80 Jahren dieses eine Feindbild mit sich rum: der böse Russe, die wollen und werden uns angreifen …
Sie haben in den Medien und der Politik nie wirklich vom WESEN her etwas anderes gehört.

Dies führt dann auch dazu, dass dann die mutigsten und überzeugtesten von ihnen an den Tisch kommen und meinen, uns mit den uns bekannten „Argumenten“ von ARD und ZDF die Friedenswelt erklären zu müssen.

Wissen ist eine Holschuld!

Und leider ist dann mit gewissen einfachen Fragen leicht festzustellen, dass hier wenig eigenes Wissen vorhanden ist.

Also lt. dem Gedicht von Patrick Baab:
Wer nichts weiß muss viel glauben.

Minsk I und II – Fehlanzeige.
Friedensverhandlungen Istanbul (März, April 2022, also keine 2 Monate nach Beginn des Krieges in der Ukraine) – Fehlanzeige.
Kräfteverhältnis der konventionellen Streitkräfte der NATO und Russlands (die NATO ist Russland – je nach Waffengattung – um das zwei bis dreifache überlegen) – Fehlanzeige.
Rüstungsausgaben der NATO im Vergleich zu Russland (ungefähr 10:1 für die NATO) – Fehlanzeige.
Wie ist die NATO-Osterweiterung einzuschätzen hinsichtlich der Versprechen aller zur Deutschen einheit? – Fehlanzeige.
Russland wollte mal in die NATO – Fehlanzeige.

Insofern wird es wirklich viel Geduld, Ausdauer, Mut und gemeinsame Aktionen bedürfen, die Menschen aus dem betreuten Denken (eine Aussage von Dr. D. Ganser) ins selbst- und eigenständige Denken zu bringen.

Ziel bleibt, unsere Lebendigkeit, unser Lachen, die Freundlichkeit von uns, die Einladung an die Menschen, mit UNS ins Gespräch zu kommen. Und führen wir die Gespräche trotz erster verbaler Angriffsattacken (gegen uns) liebe- und verständnisvoll, kommen wir dann auch sehr oft in gute Gespräche. Und schaffen wir es, den anderen nicht zu belehren, sondern Fragen zu stellen (Wissen Sie … Was meinen Sie … Wie sehen Sie das … Erklären Sie mir das gern, wie das der Russe machen soll, wenn …), kommen diese an einen Beginn, sich und das politisch und medial „Vorgekaute“ in erste Fragen zu stellen, vielleicht auch zu erkennen, vielleicht doch nicht alles zu wissen und sich auf einen eigenen Weg der Erkenntnis zu machen – wohin der sie auch immer führen wird. Keiner weiß es.

Insofern:
Ja. Das aktuell stark anwachsende Engagement vieler aufgewachter Friedensmenschen im „Westen“ ist gar nicht hoch genug zu würdigen.
Heute ganz speziell deshalb ein ganz liebes Dankeschön an die lieben Friedensmenschen unserer Initiative in den alten Bundesländern.

Gemeinsam werden wir es schaffen.

Moers