04. DEZEMBER 2025
ROSTOCK / MECKLENBURG-VORPOMMERN
Ja, natürlich waren die Rostocker aus Solidarität mit den Schülern mit einem Friedensstand vor Ort.
Es gab dann aber schon zwei, drei nachdenklich machende Momente:
1.
Rostock war wohl bundesweit die einzige Stadt, in welcher die Behörde“ den Schulstreik, also eine ordnungsgemäß angemeldete Versammlung nach Art. 8 GG (Versammlungsfreiheit) eingeschränkt und in die geplanten Abläufe eingegriffen hat. In Rostock begann die Demo nicht wie überall 11 Uhr, nein sie wurde erst für 13:30 Uhr genehmigt.
Ist schon interessant, unsere Demokratie. Naja, dann haben die Jugendlichen mal einen Eindruck bekommen.
2.
Ja, die Mehrheit der jungen Menschen an unserem Stand waren sehr interessiert und engagiert positiv. Es gab einige Unterschriften und wirklich auch gute Gespräche.
Eine Begebenheit lässt den Autor der Zeilen aber ein bisschen erstaunt und „fassungslos“ zurück. Was war geschehen?
Eine junge Frau kam zu uns und monierte unsere ganz offensichtliche Solidarität mit den Jugendlichen. Sie würde uns als „Gegendemo“ sehen. Das konnten wir klären.
Aber dann: Wir hätten doch erst Mal bei den Organisatoren nachfragen müssen, ob diese überhaupt unsere Unterstützung haben wollten. Der Autor fragte im Gespräch mit Ihr nun sinngemäß: Echt, sie meinen wirklich im Ernst, wir müssten sie um Erlaubnis bitten, wenn wir uns mit dem Anliegen der Schüler bzw. dieser Demo solidarisieren wollen? Wäre es in einer Demokratie nicht so, dass die Menschen das schon allein für sich entscheiden könnten bzw. sollten?
Uns Erwachsenen und auch unserer Friedensinitiative sei es ein wichtiges, ein grundlegendes Bedürfnis, Euch Jugendliche zu unterstützen, an eurer Seite zu stehen (so viele Erwachsen waren nicht vor Ort) – und sie meinen ernsthaft, wir müssten sie um Erlaubnis fragen? Welche gesonderte Denkweise liegt solchen Gedanken zu Grunde? Kein Dankeschön, kein Toll, dass sie uns unterstützen, nichts …
Und in einem Gespräch vorher (Wir waren auf der Suche nach den Veranstaltern des Schulstreiks auf deren Demofläche um uns vorzustellen) meinte eben diese junge Frau, ob wir denn „russenfreundlich“ wären? Auf den Hinweis, dass dies doch unbedeutend oder völlig unwichtig wäre, denn es gäbe NUR EINEN FRIEDEN, wusste sie es besser: nein, es gibt verschieden Friedenstheorien.
Soll einfach mal hier so als Schilderung stehen bleiben, auch als Zeichen, wohin man Teile der Jugend in diesem Land mit politischen, medialen Narrativen gebracht hat. Nein, nicht alle Menschen sind erst Mal als Menschen gleich, nein, manche fühlen sich „gleicher“, besser oder mit einem Anspruch der Deutungs- und Handlungshoheit versehen, oder?
Und ja, leider, genau hier liegt doch aber im Alltag die Grundlage von Gewalt, Missgunst, der Herabwürdigung anderer Menschen: wenn du „meinem“ Friedensideal und meiner Friedensarbeit nicht folgst, nein, dann darfst du nicht einfach als Mensch mitmachen und an meiner Seite stehen. Ich will dann deine Solidarität nicht. Das dürfen nur die, die bestimmten ideologisierten Mustern, Richtungen und Wegen folgen. Und dazu scheinen für bestimmte – nicht alle – Teile der Jugend das gefolgsame Aufbauen und Beachten von Brandmauern wichtig zu sein. Aber warum? Cui bono? Wem nützt es?
Kleiner Fun-Fact am Rand: Die junge Frau selbst gehörte nicht mal wirklich richtig zu den Organisatoren und Anmeldern.
